Immer wieder kommt speziell bei Horsemanship Einsteiger Kursen die Frage hoch, was wichtiger
ist: das Porcupine oder das Driving Game. Vielleicht hast du von mir schon die Aussage gehört, dass ich das Porcupine Game oft als das Stiefkind unter den 7 Spielen bezeichne. Das liegt daran,
dass es verglichen mit den anderen Spielen oft zu kurz kommt. Frage dich selber, wann und wie solide hast du zuletzt bewußt ein Porcupine Game mit deinem Pferd gespielt und überlege dir auch, wie
kreativ du in diesem Spiel bist.
Ich möchte kurz nochmal in Erinnerung rufen, was der Hintergrund und die Unterscheidung
dieser beiden Prinzipienspiele ist.
Das Porcupine Game ist das zweite der 7 Spiele in Parelli Natural
Horsemanship. Es hilft unseren Pferden, einem (physischen) Gefühl zu folgen. Das Porcupine Game kommt in vielen Alltagssituationen vor und fällt Pferden oft schwer, weil es typische
Fluchttierreaktionen hervorrufen kann. Typische Beispiele für ein Porcupine Game sind: Das Pferd z.B. Beim Putzen mit der Hand zu verschieben, die Hufe durch Druck an den Kastanien oder am
Sprunggelenk geben lassen, den Kopf senken lassen, das Pferd mittels Zügel zu stellen/ biegen, Anbinden, Teile der Hufbearbeitung, Führen, das Bein als steitigen Druck beim Reiten einzusetzen.
Wenn man sich diese Beispiele genauer anschaut, merkt man, dass es alles Dinge sind, wo wir dem Pferd physische Grenzen auferlegen. Das ist in unserem Alltag mit Pferden sehr wichtig und kommt
oft vor. Dabei sollen sie sich den Grenzen nicht entziehen, sondern dem Druck partnerschaftlich weichen.
Als Erinnerung nochmals die 4 Phasen: Haare - Haut - Muskel - Knochen. Die Erhöhung der
Phasen bedeutet lediglich, dass das Pferd einen verstärkten, körperlichen Druck wahrnimmt.
Das Driving Game ist das dritte der 7 Spiele in Parelli Natural
Horsemanship. Es hilft unseren Pferden, einem Vorschlag zu folgen. Dabei spielt die rhythmische Energie, die wir nutzen einen große Rolle. Typische Beispiele für ein Driving Game sind: Immer wenn
wir den Stick, die Peitsche oder die Gerte nutzen um unsere Pferde vorwärts, rückwärts zu bewegen, um sie langsamer zu machen oder anhalten zu lassen.
Dabei muss dies nicht zwangsläufig mit einer künstlichen Hilfe (Stick, Gerte, Peitsche)
erfolgen. Auch hier geht es um Grenzen, in dem Fall um energetische Grenzen. Im besten Fall reicht unsere natürliche Energie, die wir ja auch differenziert -also in Phasen- einsetzen können. Die
Phasen für das Driving Game sind: Vorschlag - Frage - Sagen - Versprechen. Die Erhöhung der Phasen bedeutet lediglich, dass das Pferd eine höhere Präsenz von uns wahrnimmt.
So viel zur Unterscheidung der beiden Spiele, die offensichtlich beinhalten, das Pferd
weichen zu lassen. Das Porcupine Game durch körperlichen, stetigen Druck und das Driving Game durch energetischen, rhythmischen Druck.
Wann setzte ich was ein? In den älteren Versionen des Lehrmaterials war oft die Rede davon,
dass für kürzere Abstände das Porcupine Game und für höhere Abstände das Driving Game einzusetzen sind. Das liegt natürlich auch in der Natur der Dinge, da wir auf größeren Abstand unsere Pferde
nicht mehr physisch berühren können.
Ich möchte aber noch einen weiteren Gedanken mit auf dem Weg geben, der es vielleicht
deutlicher macht, wann welches Spiel praktikabel ist.
Das Porcupine konzentriert körperlichen Druck auf eine bestimmte Stelle. Deshalb ist es auch
das präzisere Spiel. Wie muss man sich das vorstellen. Wenn ich z.B. Das Pferd mit meiner Hand verschiebe, konzentriere ich mit meiner Hand den Druck auf eine ganz bestimmte Stelle und wechsle
die Stelle auch nicht innerhalb der Aufgabe. Damit kommt die von uns gestellte Anfrage sehr präzise und konzentriert auf einer Stelle an. Das gilt idealerweise für alle Porcupine Games. Deshalb
kommt verglichen mit dem Driving Game das Porcupine speziell der Natur von Right Brain Pferden (ängstlich, unsicher) entgegen. Im Umkehrschluß fällt dieses Spiel Left Brain Pferden (dominant,
selbstsicher) schwerer. Diesen Pferden liegt von Natur aus das Driving Game eher. Ein Driving Game streut den Druck, es spricht einen ganzen Bereich an. Es ist das weniger präzise Spiel, denn
damit kann ich gestreute Energie kommunizieren. Das kann bei sensiblen, unsicheren Pferden gerne Unsicherheit oder Angst auslösen. Natürlich lernen wir im Laufe der Zeit, energetischen Druck
(Driving Game) präziser anzuwenden.
Deshalb empfehle ich wann immer wir eine Aufforderung an das Pferd punktuell/ präzise
kommunizieren wollen, würde ich das Porcupine Game bevorzugen. Möchten wir hingegen ein ganzes Energiefeld/ eine ganze Energieblase auffordern, empfehle ich ein Driving Game.
Bezogen auf das Thema Horsenalities beginne ich bei sensibel-unsicheren, bzw. Ängstlichen
Pferden gerne mit einem Porcupine Game, bevor ich das Driving Game nutze. Vorraus geht natürlich ein Friendly Game. Das gibt dem Pferd Sicherheit, geleitet und geführt zu werden. In dem Fall
physisch. Right Brain Pferde haben tendenziell eine höhere emotionale Angespanntheit. Das Porcupine Game hilt ihnen, diese Angespanntheit zu verlieren und sich im nächsten Schritt auf ein Driving
Game einlassen zu können.
Mit einem selbstsicher, dominaten Pferd beginne ich gerne mit einem Driving Game bevor ist
das Porcupine Game nutze. Ich verschiebe so das Pferd energetisch und nicht punktuell. Das kommt diesen Pferden sehr entgegen, denn Left Brain Pferde haben oft eine höhere mentale Angespanntheit.
Das Driving Game kann helfen, von dieser Angespanntheit loszulassen und sich im nächsten Schritt auf das Porcupine Game einzulassen.
Ich hoffe, diese Erklärungen und Gedanken helfen dir, besser entscheiden zu können, wann du
das Porcupine Game und wann das Driving Game nutzt und verdeutlichen, dass das Pferd ein solides Fundament in beiden Spielen braucht, um entweder auf körperlichen oder energetischen Druck zu
weichen.
Ich wünsche dir viel Spaß bei der Umsetzung mit deinem Pferd und bin schon sehr gespannt auf
deine Kommentare hier auf diesen Artikel.
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Antje Wittkopp (Donnerstag, 05 März 2020 22:09)
Danke Klaudia !
Meike van der Post (Donnerstag, 05 März 2020 23:36)
Sehr schön und klar geschrieben. Danke!!!
Anne & Oliver (Freitag, 06 März 2020 20:15)
Wieder sehr schön geschrieben und verständlich erklärt.