Was kann ich mit Equibalance® erreichen?
Ich habe dazu ganz bewusst eine kurze Sequenz gewählt in der ich mit meinem Pferd Ludo (Trakehner, 7-jährig) am Boden arbeite.
Ich stelle hier auf meiner Webseite auch das Konzept Equibalance im Detail vor.
Heute geht es um eine kurze Videosequenz und einen Ausschnitt aus einer insgesamt 30 minütigen Session am Boden.
Equibalance ist wesentlich mehr als eine Gymnastizierung des Pferdes. Ich möchte hier auch auf den Artikel erinnern, der den Aspekt einer pferdegerechten Gymnastizierung verdeutlicht. HIER geht es zum Blog Artikel "Equibalance® am Boden".
Bevor ich die einzelnen Sequenzen erkläre, möchte ich auf meine favorisierte Sequenz aus dem Video eingehen, welche ich hier als Bild mit ein paar Informationen versehen habe:
Auf dem Bild zu sehen ist eine Trabsequenz mit sehr wertvollen Details:
- Zunächst zeigen die orangen Striche die Symmetrie in der Fussfolge. Der Winkel zum jeweiligen diagonalen Beinpaar sollte symmetrisch sein. Das gilt aber auch für die beiden Winkel im Vergleich Vorderbeine/ Hinterbeine. Wie man sieht, ist das hier der Fall, wobei der Winkel der Hinterbeine etwas grösser als der der Vorderbeine ist. Das bedeutet, dass die Hinterhand etwas mehr unter den Schwerpunkt tritt als das diagonale Vorderbein nach vorne tritt. Das ist ein Detail, welches bei der Arbeit berücksichtigt werden kann. Bei unreellen Trabverstärkungen zeigt sich z.B. ein größerer Winkel der beiden Vorderbeine verglichen zu den Hinterbeinen. Das nennt man auch Showtrab, denn in dem Fall sind die Hinterbeine nicht genauso aktiv wie die Vorderbeine. Ist hingegen ein Winkel ungleich verglichen der Diagonalen rechtes Vorderbein/ linkes Hinterbein und linkes Vorderbein/ rechtes Hinterbein, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Taktfehler vorliegen. Die etwas ungleichen Winkel Hinten/ Vorne können aber auch dadurch entstanden sein, dass die Position beim Fotografieren nicht mittig war. Das kann das Ergebnis verfälschen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass es Ludo manchmal schwer fällt, die Vorhand etwas stärker aus der Schulter heraus zu bewegen, sodass ich tendenziell eher annehme, dass die Winkel und damit die Bewegung der Vor- und Hinterhand in dieser Momentaufnahme nicht ganz symmetrisch waren. Genau deshalb ist es für ihn, aber auch andere Pferde, die nicht bergauf gebaut sind, sehr wertvoll, die Schulter und den Widerrist anzueheben. Das fällt vor allem Barockrassen meist leichter, da sie tendenziell bergauf gebaut sind. Im Umkehrschluss ist das anheben von Schulter und Widerrist meist für Westernrassen wie Quarter Horses, Paint Horses, Appaloosa, usw. aber auch für viele Warmblüter schwerer. Grundsätzlich kann man sagen, dass das Anheben von Schulter und Widerrist deshalb für bergab gebaute Rassen und Pferde schwieriger ist. Aber auch Barockrassen, bzw. Pferde, die bergauf gebaut sind, haben natürlich eigene Herausforderungen. Meist ist es das Dehnen, was diesen Pferden schwerer fällt.
- Der pinke Bogen zeigt den Spannungsbogen der Oberlinie des Pferdes. Diese ist aufgewölbt, weil das Pferd u.a. durch das Anspannen der Bauchmuskuklatur den Rücken wölbt. Es handelt sich hier also um einen positiven Spannungsbogen. Es scheint, als wäre die Rücklinie länger als die Bauchlinie. Das gesamte Nackenrückenband dehnt sich. Auf dem Video wird man sehen, wie schön der Rücken in dieser beschriebenen Sequenz mitschwingt. Man darf nicht vergessen, dass durch den Zug auf die Verbindungsstellen der Dornfortsätze am Widerrist der Rücken angeboben werden kann und der darunterliegende lange Rückenmuskel sich frei bewegen kann. Das ist bei einem negativen Spannungsbogen nicht möglich. Ein negativer Spannungsbogen beschreibt das Gegenteil. Die Oberlinie wir kontrahiert. Es scheint als wäre die Rückenlinie kürzer also die Bauchlinie. Man kann sich ausdenken, was das für das Pferd und seine Gesundheit bedeutet. Alleine das Festhalten des Rückens beeinträchtigt die Atmung des Pferdes, da der lange Rückenmuskel auch an den Rippen ansetzt.
- Durch das Aufwölben des Rückens hebt sich der Widerrist und die Kruppe senkt sich; die Hinterhand arbeitet in Richtung des Schwerpunktes des Pferdes und nicht nach hinten raus. Das habe ich hier mit den einzelnen grünen Pfeilen markiert.
- Das Pferd kann sich frei bewegen, was auch das offene Genick zeigt. Damit ist die Nase vor der Senkrechten; hier durch die grünen Pfeile am Kopf des Pferdes markiert.
Ich würde mir wünschen, dass die Nase des Pferdes nicht tiefer als auf Höhe des Vorderfusswurzelgelenks wäre. Hier sieht man, dass die Nase etwas tiefer kommt. Das bedarf aber derzeit eher der Information als der Korrektur und ein Ziel, welches wir später angehen werden.
Sequenzenerklärung
- 0:04 Übergang Galopp zum Trab
- 0:05 Dehnung im Trab
- 0:11 Übergang zum Schritt in Dehnungshaltung
- 0:25 Geschlossen Stehen
- 0:31 Zirkel vergrössern durch Übertreten nach außen im Schritt. Daraus antraben
- 0:44 Übergang erneut in den Schritt in Dehnungshaltung
- 1:01 Aktivierung des inneren Hinterbeins und damit Kräftigung des Hinterbeins für das Antraben
- 1:09 Dehnung Nackenrückenband. Positiver Spannungsbogen, offenes Genick. Der Rücken schwingt und ist offen. Siehe auch Grafik dieser Sequenz am Anfang dieses Videos
- 1:22 Geschlossenes Stehen
Ist es nicht faszinierend, wieviele Möglichkeiten alleine diese kurze Sequenz von 90 Sekunden beinhaltet? Effizient aber geduldig mit dem Pferd zu arbeiten.
Diese einzelnen Sequenzen zielen darauf ab, dass wir das Pferd dabei unterstützen, den eigenen Körper gesund zu nutzen und so das Pferd gesund erhalten, bzw. gesund arbeiten; es also reell gymnastizieren. Dieser Arbeit geht meist ein Lösen der Faszien voraus, sodass Equibalance® auch als Faszientraining genutzt werden kann.
Ziel dieser Session war vor allem das Erarbeiten folgender Schwerpunkte:
- Elastizität
- Aktivierung der Hinterhand
- Dehnung
- Muskelaufbau
- Losgelassenheit
- Takt
Ich denke, dass man sehr gut erkennt, wie viele wertvolle Aspekte in dieser kurzen Sequenz enthalten sind. Durch das Wissen rund um Equibalance® sind Sie in der Lage, das Wissen zu erlangen, worauf es ankommt aber vor allem das Auge und das Gefühl zu entwickeln, Equibalance® mit dem Pferd am Boden und auch im Sattel umzusetzen.
Was unterscheidet jetzt Equibalance® von jeder anderen gymnastizierenden Arbeit?
Eine wichtige Anmerkung ist, dass ich komplett auf Hilfszügel verzichte, denn das Ergebnis soll nachhaltig und reell sein.
Wer den Text jetzt analysiert, wird feststellen, dass ich hier ausschliesslich physische Aspekte der Gymnastizierung angesprochen habe.
Mir ist aber eine individuelle Analyse des Pferdes in Hinblick einer mentalen und/ oder emotionalen Gymnastzierung (nebst der physischen Gymnastzierung) sehr wichtig. Das bedeutet, zu was das
Pferd aufgrund seiner Einstellung und Instinkte in der Lage ist, umzusetzen.
Das Pferd in diesem Video hat eine hohe emotionale Fitness. Die Herausforderung bei ihm ist immer mental/ physisch. In dem Fall geht es darum, wie hoch sein Grad an Kooperation ist. Es gilt also in seinem Fall nicht nur zu fördern und zu belohnen, wenn er die physischen Aspekte erfüllt, sondern auch die Mentalen. Dazu gehört auch, dass er sich involviert, ausprobiert und ein Dialog entsteht. Gerade Letzteres ist für Pferdetypen wie dem Pferd auf dem Video schwer umzusetzen. Hier möchte ich auf die Sequenz in Minute 1:22 hinweisen. Beim geschlossenen Stehen schaut das Pferd mich an. Das ist, was ich in seinem Fall im Bereich der mentalen Fitness fördern möchte: den Dialog.
Auch das ist Bestandteil des Lernprogramms von Equibalance®: Herauszufinden, wo die Stärken und Schwächen in Hinblick der mentalen oder/ und emotionalen Fitness liegen und wie wir dem Pferd und damit unserer Kommunikation miteinander helfen können.
Wer jetzt Lust auf das spannende Thema Equibalance® bekommen hat, empfehle ich einen der Schnuppertage oder den 3-stufigen Kurs um tiefer in das spannende Thema einer pferdegerechten Gymnastizierung einzusteigen. Mehr dazu im Kursprogramm.
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